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  • AutorenbildMiriam

Hohe Töne singen ist wie Treppensteigen. Lass unten stehen, was Du nicht unbedingt brauchst.

Aktualisiert: 16. März 2022


Wir wohnen im vierten Stock ohne Aufzug. Um nach Hause zu kommen, erklimme ich jedes Mal 95 Stufen. Solange ich nur mich hochschleppen muss, geht es ganz gut. Aber mit Einkäufen ist es manchmal schlimm. Die ersten vier Absätze sind noch okay. Von da an zähle ich jede einzelne Stufe! Weshalb ich versuche, jeweils nur kleine Mengen zu transportieren. Stelle ich auf halbem Weg nach oben fest, dass ich unten etwas vergessen habe (Aaaaaaah!!!!), lasse ich in jedem Fall meine Beutel da stehen, wo ich schon angekommen bin und nehme sie nicht wieder mit runter. Denn ohne sie bin ich viel schneller und müheloser wieder zurück.


Beim Singen von hohen Tönen ist das ganz ähnlich. Wenn Du eine Melodie oder eine Linie in die Höhe singst, dann entweder von Beginn an leicht – oder Du musst ab einem bestimmten Punkt Deine Stimme „verschlanken“ und mit weniger Stimm-Masse weiter nach oben singen, sonst benötigst Du zu viel Kraft, um diese hohen Töne zu produzieren. (Das ist wie auf der Treppe nach den ersten Absätzen). Für mich als Sopran beginnt das manchmal schon beim c2, spätestens ab e2, für tiefere Stimmen entsprechend etwas früher.


„Stimm-Masse reduzieren“

ist technisch nicht ganz unkompliziert, denn es umfasst verschiedene Aspekte. Es geht um den „Sitz“, es geht aber auch um die Form im Ansatzrohr (alles, was oberhalb des Kehlkopfs liegt) und natürlich um den Körper. Verkürzt beschrieben bedeutet es erstmal, leiser zu singen, mehr „Randstimme“ zu benutzen. Du findest diesen „schlankeren“ Klang z.B., wenn Du hohe Töne direkt ansetzt, und zwar ohne sie mit übermäßigem Druck zu produzieren (zu brüllen). Versuch doch mal, ein Käuzchen zu imitieren, das „huhuuuu“ ruft. Das ist in etwa die Art von Klang, die Du erreichen solltest. (Jetzt hat sich doch wieder ein Tier in meinen Tipp geschlichen!)


Hohe Stellen rückwärts üben Mit meinen Schüler*innen übe ich hohe Stellen häufig rückwärts. Wir beginnen mit den höchsten Noten und singen von da aus hinunter zum Beginn der Phrase, während wir versuchen, Stimmklang und Sitz der hohen Töne nach unten beizubehalten. Hast Du auf diese Art den Klang gefunden, den Du brauchst, um in die Höhe zu kommen, kannst Du die Stelle weiter üben. Und bist Du oben angekommen, kannst Du wieder mehr Stimm-Volumen einsetzen. Wie bei meinem Eingangsbild mit der Treppe ist es auch beim Singen wichtig, Gewicht nicht unnötig wieder nach unten zu schleppen, wenn Du gleich danach erneut nach oben jubeln willst. Soll heißen: Sing tiefere Töne, die nur Zwischennoten sind, leiser, betone sie nicht übermäßig, sondern behalte stets Sitz und Klang der Höhe bei. Das spart jede Menge Kraft, und Deine Stimme hält viel länger durch.


„Dona nobis pacem“ Der Kanon „Dona nobis pacem“ von Mozart ist ganz schön anspruchsvoll. Aber hier kannst Du Dein neues Wissen gut ausprobieren. Zu Beginn gilt: Die kurzen tiefen Noten leicht singen und unbetont lassen. Konzentriere Dich auf die höheren Noten der Phrase, so dass Du für das zweite „dona“ gut vorbereitet bist. Behalte bei allen Phrasen die oberen Töne im Blick und sing die tieferen so, dass Du immer wieder mit Leichtigkeit zu ihnen zurück kannst. Nimm eine Strophe mit dem Handy auf, dann hast Du eine zweite Stimme zum weiteren Üben :-)

P.s.: Auch diesen Tipp kannst Du natürlich gerne teilen! Ich bereite außerdem gerade einen Kurs zum Thema “Höhentraining” vor. Solltest Du an so etwas Interesse haben, dann schreib mir doch kurz unter stimmerfolg@miriam-meyer.de, damit ich Dich vormerken kann.


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