Was hat das Känguru im Gesangunterricht zu suchen?
Das Große Känguru gilt in der Mythologie der Aborigines als Schöpfer aller Sprachen und Töne, die auf der Welt gesprochen werden. Es ist Bestandteil ihrer Schöpfungsgeschichte. Mir persönlich war das ganz neu. Umso mehr habe ich mich bei der Recherche über diese Tatsache gefreut, denn das Känguru taucht regelmäßig in meinem Gesangsunterricht auf. Nun ist es nicht dafür bekannt, dass es selber singt wie z.B. die sprichwörtliche Nachtigall. Was hat es also dort zu suchen?
Selbstverständlich kommt der Stimme der wichtigste Anteil am Singen zu. Aber - die Leser*innen meines Buches wissen es längst – auch die Beteiligung des Körpers zur Unterstützung von Stimme und Atmung ist ganz wichtig. Und da, tatatataaaa! Dient der Känguru-Schwanz als (mentales) Trainingsobjekt beim Singen von Aufwärts-Linien oder -Übungen.

Probier es gleich mal aus: Kennst Du das Lied
„Ade zur guten Nacht“?
Das hat für ein Volkslied einen beachtlichen Tonumfang. Wenn wir nicht zu tief beginnen wollen, dann müssen wir uns stimmlich bei der Textstelle „Im Sommer, da wächst der Klee, im Winter...“, wenn es in die Höhe geht, ein bisschen ins Zeug legen. Stell Dir nun vor, Du selber hättest in Verlängerung Deiner Wirbelsäule nach unten einen Känguru-Schwanz. Wenn Du in die Höhe singst, gibst Du in den Knien ein wenig nach und stützt Du Dich hinten auf diesem Schwanz ab. (Das ist so ähnlich, wie sich auf einen sehr hohen Melkschemel zu setzen.) Das Becken wird leicht gekippt, der Rücken wird im Lendenbereich etwas „länger“ bzw. runder.
Wozu ist das gut? Das Zwerchfell ist an den Lendenwirbeln angeheftet und wird durch diese Bewegung gespannt. Über Muskelketten wird zusätzlich der Kehlkopf in einer tieferen Position gehalten und steigt beim Singen der hohen Töne nicht an. Du kannst sie leichter singen, sie klingen nicht gepresst und weniger angestrengt. Ich hoffe, dieses Bild, diese Übung hilft Dir beim Singen hoher Töne weiter. Wenn Du Fragen zur Durchführung hast oder Du noch mehr Tipps zum Höhentraining brauchst, dann meld Dich gerne einfach per Mail. Übrigens: Auch die Kängurus nutzen den Schwanz als „Stütze“: Er dient ihnen als vollwertiges Bein beim langsamen Gehen.
P.s.: Du kannst den Effekt der Känguru-Übung verstärken, wenn Du während des Singens einen Fuß anhebst und z.B. auf einen Stuhl stellst. Achtung: Den Oberkörper aufgerichtet lassen :-)
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