Den "Sänger-Knödel" verhindern
Kürzlich huschte ich noch schnell bei Dunkelgrün über die Fußgängerampel - und wurde natürlich prompt angehupt. Am liebsten hätte ich dem ungeduldigen Autofahrer die Zunge rausgestreckt, konnte es mir aber gerade noch verkneifen... Im Straßenverkehr kann das nämlich teuer werden: 150€ kostet es, wenn Du Dich erwischen lässt – und bei einem Polizisten oder einer Polizistin werden sogar bis zu 300€ fällig. Gut also, dass ich im Gesangsunterricht immer wieder Gelegenheit habe, meiner Zunge Bewegungsfreiheit zu verschaffen ;-) . Zu Übe-Zwecken ist es nämlich durchaus nützlich, ab und zu mit herausgestreckter Zunge zu singen – das betrifft auch die Vermeidung des Sänger-Knödels.
Es lohnt sich, dafür ein Bild der Zunge (lat. Lingua) anzusehen, z.B. hier: https://eref.thieme.de/cockpits/clAna0001/0/coAna00082/4-10160 Wie Du siehst, ist die Zunge ein wirklich beeindruckendes Muskelpaket! Sie füllt den gesamten Mundraum aus.
Deutliche Artikulation durch bewegliche Zunge
Für unsere Artikulation ist es entscheidend, dass die Zunge sehr beweglich in alle Richtungen ist. Viele Konsonanten werden an und mit unterschiedlichen Teilen der Zunge gebildet: d, t, oder s entstehen z.B. an der Zungenspitze, g, k, ch dagegen am Zungengrund. Für die Erzeugung des Klanges sind die Vokale a, e, i, o, u wichtig. Sie werden durch die unterschiedliche Form der Zunge in der Mundhöhle gebildet. Am besten probierst Du die verschiedenen Laute mal aus und spürst nach, was Deine Zunge tut, während Du die Konsonanten und Vokale sprichst oder singst. Du kannst dabei auch in einen Spiegel schauen.
Wenn die Zunge im Weg ist Beim Singen liegt die Zunge dem im Kehlkopf erzeugten Klang manchmal leider ganz schön im Weg. Meist in guter Absicht – aber gut gemeint bedeutet eben nicht gut gemacht. „In guter Absicht“ soll heißen: Sie will Dir helfen, Deinen Klang zu verbessern. Das ist aber nicht ihre Aufgabe. Mehr Klang entsteht über Körpereinsatz und durch die Form (in erster Linie Weite) des Ansatzrohres. Die Zunge liegt am besten ganz entspannt und flach im Unterkiefer.
Sänger-Knödel
Wenn die Zunge z.B. weit nach hinten „in den Hals“ rutscht, hörst Du Dich zwar innerlich besonders gut und hast vielleicht das Gefühl, Du könntest Deine Stimme besser kontrollieren – aber einen tragfähigen Klang erzeugst Du so nicht. Stattdessen entsteht besagter „Sänger-Knödel“.
Vorsicht vor "Gähnen"! Sicher hast Du auch schon gehört, dass ein „Gähn-Gefühl“ Dir beim Singen hilft. Das stimmt auch zum Teil, aber dieses Gähnen sollte nur sehr sparsam und vorsichtig verwendet werden. Es ist hilfreich, wenn es darum geht, den Rachen zu weiten. Wichtig ist dann aber der zusätzliche Hinweis, dass es dabei in erster Linie um den oberen Teil des Rachens geht, um den Raum hinterm Zäpfchen nach oben. Wird zu stark gegähnt, führt das dazu, dass die Zunge den Kehlkopf übermäßig nach unten drückt und festhält, so dass kein freier Klang entstehen kann. Die Stimme klingt matt, Obertöne fehlen.
Tipps gegen Sänger-Knödel
Statt des Gähnens lieber an ein großes „Erstaunen“ denken. Dabei entsteht Weite im Hals, aber der Kehlkopf wird nicht nach unten gedrückt. Alternativ stell Dir vor, Du schnupperst an etwas Wohlriechendem, bevor Du lossingst.
Du kannst beim Üben die Zunge (locker) herausstrecken. So gewöhnst Du Dich daran, mit mehr Platz im Rachen zu singen und den Kehlkopf nicht festzuhalten.
Um die Unabhängigkeit der Zunge zu fördern: Sing einfache Skalen (Quinte rauf und wieder runter), streck dabei die Zunge etwas heraus und beweg sie schnell von links nach rechts (früher hat man das kleinen Babys vorgemacht, um sie zum Lachen zu bringen ;-)
Achte beim Singen darauf, dass die Zungenspitze Kontakt zu den unteren Schneidezähnen hat. Das geht bei allen Vokalen und auch in fast allen Lagen. Überprüfe die Zungenposition immer wieder beim Singen.
Wenn Du Hilfe brauchst oder Fragen hast, dann meld Dich gerne bei mir. Im Gesangsunterricht (oder online-Gesangsunterricht!) kann ich auf Deine ganz persönlichen Bedürfnisse eingehen.
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