Altersmäßig befinde ich mich augenblicklich irgendwo zwischen 1.450.656.000 und 1.482.192.000 Sekunden.
Da ich schon häufiger im Leben aufgeregt war, sei es aus Verliebtheit, weil meine Kinder mich in Rage gebracht haben oder ich auf einer großen Bühne stand, hat mein Herz vermutlich sogar noch viel öfter geschlagen. Körperliche Verausgabungen lasse ich einfach mal außen vor.
In welcher dieser Sekunden habe ich mich wohl auf dem Höhepunkt meiner geistigen, stimmlichen oder körperlichen Leistungsfähigkeit befunden? Wann war ich am schönsten? – die Frage, die wir uns ob männlich oder weiblich ja auch immer wieder stellen. Ich kann es nicht sagen. Vielleicht kommen die Höhepunkte auch erst noch?
Im Alter von etwa 31.536.000 Sekunden kam ich zur Schule. Ich war ein vergnügtes Kind, aß gerne, sang unaufhörlich, machte Quatsch, und einmal habe ich meiner besten Freundin Tanja für einen Tag ihre Lieblings-Barbie geklaut, vor schlechtem Gewissen aber am nächsten Tag zurückgegeben.
Mit 504.576.000 Sekunden war ich hauptsächlich damit beschäftigt, unglücklich verliebt zu sein (in wechselnde Herrschaften), sang noch mehr, spielte Geige im Schulorchester und Volleyball bei der TG LaPeKa.
Mit 693.792.000 Sekunden hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben Angst, für etwas zu alt zu sein. Es war die Angst, zu alt dafür zu sein, als Sängerin an einem Theater zu engagiert zu werden. Sie führte dazu, dass ich mein Medizinstudium sausen ließ, um mich ausschließlich dem Gesang zu widmen.
126.144.000 Sekunden später hatte ich mein erstes Engagement am Theater, war schon wieder unglücklich verliebt, aber auf dem Weg in meine Sänger*innen-Karriere. Offenbar gerade rechtzeitig, denn etwa 441.504.000 Sekunden lang ging dann alles ziemlich gut.
War es ein Fehler, das Medizinstudium abzubrechen? Ich habe natürlich gerade in der letzten Zeit viel darüber nachgedacht. Die ganze Welt lebt im Krisenmodus und viele von uns Musiker*innen ganz besonders, weil es nämlich gerade wirklich schwierig ist, mit Musikmachen Geld zu verdienen. Inzwischen bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass es hauptsächlich ein Fehler war, mir so lange Gedanken darüber zu machen, wann ich für dies oder das zu alt sein würde. Das ging nämlich etwa bis vor 63.072.000 Sekunden so. Dann machte etwas „klick“ in meinem Kopf.
Wann ich für etwas zu alt bin, entscheide ich seitdem ganz alleine. Und ehrlich gesagt, fällt mir da gerade gar nichts mehr ein.
Ich habe Edita Gruberová vor noch gar nicht so langer Zeit in den höchsten Tönen und mit einer stimmlichen Brillanz ihre Koloraturen zwitschern hören, als gäbe es kein Alter. Die meisten jungen Sängerinnen werden dieses Niveau nie erreichen – es ist also keine Frage des Alters. Vielleicht eine von Glück, körperlicher Konstitution, vor allem aber von Talent, Fleiß und Wissen. Und das ist nicht an Alter geknüpft.
Einige meiner besten Lehrer*innen und Coaches hatten das Rentenalter erreicht, als wir zusammenarbeiteten, und ich habe von ihrer Erfahrung unendlich viel profitiert.
Ja, aber die Agenturen...?!
Und die Opernhäuser...?!
Worum geht es denn eigentlich? Darum schöne Konzerte zu singen? Tolle Programme zu entwerfen und zu gestalten? Dein Publikum zu berühren? In andere Rollen zu schlüpfen und in Kostüm und Maske auf der Bühne herumzuspringen?
Das ist alles möglich, auch ohne Agentur und Opernengagement. Vielleicht nicht genauso, wie Du es Dir ursprünglich vorgestellt hast. Aber es ist möglich. Und vielleicht entdeckst Du abseits Deines eigentlich geplanten Weges sogar ganz besondere Schätze, von denen Du sonst nie erfahren hättest.
Wahrscheinlich musst Du einiges, das dafür nötig ist, erst lernen. Aber wer weiß schon so genau, ob Dir nicht gerade das am Ende besonderen Spaß machen wird? Ganz zu schweigen von dem unglaublichen Gefühl, Dein Leben selbst zu bestimmen.
Im Alter von 1.387.584.000 Sekunden habe ich übrigens beschlossen, genau diese Art von Wissen als Coach weiterzugeben: das eigene Leben selbstbestimmt in die Hand zu nehmen, im Einklang mit den eigenen Werten zu leben, sich Ziele zu setzen und zu erreichen, Träume Wirklichkeit werden zu lassen, damit meine Klient*innen das Leben führen können, das sie führen wollen – egal wie alt sie sind.
Vor welchen Herausforderungen stehst Du gerade? Meld Dich gerne unter www.stimm-erfolg.de. Ich helfe Dir gerne herauszufinden, wie es weitergehen könnte.
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